Marcella Berger


 

In dem neuen Buch von Marcella Berger wird in 55 Episoden geflirtet, geliebt, gefühlt, verschleiert, hinters Licht geführt, gebalzt und nachgedacht. Erzählt wird das mit Witz und Tempo. Unverzichtbar ist da eine gewisse ironische Distanz, ein sanfter Spott, ein intellektuelles Vergnügen am Verknoten und Entwirren. Die Leserin und Leser werden aufgefordert, sich auf ein hintergründiges Jonglieren mit sehr lebendigen Figuren einzulassen. Der Gatte ist ein Mathematiker mit Zähl- und Rechenzwang und der Liebhaber ein Luftikus mit vielen Talenten. Und die Frau in dieser Ménage-à-trois versucht die Bälle in der Luft zu halten. Eine leichte Aufgabe ist das nicht. Das kann nur schiefgehen. Und das tut es auch, und zwar so romantisch wie nötig und so surrealistisch wie möglich.

 

Der Spielraum ist groß, und „Spielraum“ ist hier durchaus wörtlich zu verstehen: Hier ist Raum für das Spiel der Liebe, dessen Regeln sich erst während des Spiels ergeben. Pointiert und komisch, einfühlsam und boshaft, verschmitzt und philosophisch bieten Bergers „rasante Rhapsodien“ eine vergnügliche Lektüre; bei aller Doppelbödigkeit soll dem Leser oder der Leserin ein Schmunzeln in den Mundwinkeln hängen bleiben.

 

Kostproben:

 Doch, ich wäre schon gern ein gefährliches Weib, hin und wieder jedenfalls. Ich denke an die erste Begegnung mit dem Liebhaber, an seinen Blick, der zugleich ein Nichtblick war, äußerste Aufmerksamkeit und vollkommene Leere gleichzeitig. Ein Blick, der nicht aus den Augen kommt, sondern aus der Amygdala oder sonst einem Teil des Stammhirns.

 

Die Statistiken zur Wahrung des häuslichen Friedens bringen mich stets in eine ausgelassene Stimmung, was den Gatten zunächst ein wenig befremdete. Doch bald fand er ein gewisses Vergnügen daran, mich mit seinen Statistiken bei Laune zu halten. Und von Mal zu Mal gerieten die Statistiken ausgefeilter und umfassender. Inzwischen waren alle Töpfe und Schüsseln im Haus ausgemessen und zierten als abstrakte Graphik das Türblatt der Hintertür.

 

„Der Homo Sapiens und der Neandertaler“, sagt er. „Das ist auch so eine Geschichte. Ich bin sicher, dass auch bei mir Neandertaleranteile zu finden sind.“ ,,Etwa fünf Prozent“, schätze ich. (...)

„Ich beiße in mein von einem Liebhaber mit fünf Prozent Neandertaleranteilen geschmiertes Brötchen und bin glücklich, dass ich so einen Liebhaber in meiner Höhle habe.

 

Marcella Berger arbeitet für Funk und Fernsehen und hat mehrere Erzählbände und Sachbücher veröffentlicht. Weitere Informationen über die Autorin:

www.marcella-berger.de

https://de.wikipedia.org/wiki/Marcella_Berger

 

Titelbild von Paul Pfeffer

 

Softcover, 140 Seiten, 15,- Euro

ISBN 978-3-947930-45-6

Edition Pauer, Kelkheim 2023

 

zu bestellen bei p.pfeffer@dunkel.de


 

Die Verführerin und Verderberin des Mannes ist in Circe zum Mythos geworden – die ergebene Gattin ist es in Penelope. In Marcella Bergers doppelbödigen Erzählungen mit viel Unterhaltungswert tauchen Homers Figuren als reale Menschen in tragikomischen Alltagsgeschichten der Gegenwart auf und gewähren überraschende Einblicke in den Geschlechter- und Liebeskampf. Was zu einem Klischee geronnen schien, wird wieder lebendig: In diesen Versuchsanordnungen verschlägt es die eine Protagonistin ins Kuba des Jahres 1959, die andere in erotische Abenteuer und für eine dritte gerät der Ausbruch

aus einer Beziehung zu einer Reise ohne Wiederkehr.

 

Acht Texte sind in diesem Band versammelt. Sie führen irrlichternde Motivlagen vor und kreisen um die Zumutungen des Lebens. Die Frauen des „Dulders“ (Beiname für Odysseus) sind keineswegs passiv, sondern ziemlich mobil und auf ihrer je eigenen Odyssee unterwegs – und das ist nicht nur räumlich zu verstehen. Sie sind auch unterwegs zu sich selbst.

 

Auch wenn hier also die großen Themen des Lebens verhandelt werden – Liebe und Tod, Freiheit und Abhängigkeit – geschieht dies als leichtfüßiges

Spiel mit der Überlieferung. Humor und Ironie blitzen auf und sorgen für lustvolle Überraschungen. Und doch sind

diese Geschichten voller Poesie und von atmosphärischer Dichte.

 

Mit einem Nachwort von Gerd Antos

 

Softcover, 180 Seiten, 14, 80 Euro

ISBN 978-3-947930-10-4

 

Edition Pauer, Kelkheim 2020

 

Zu bestellen bei p.pfeffer@dunkel.de